
IBT hat kürzlich in Usbekistan ein Schulungsseminar über die Übersetzung des alttestamentlichen Buches der Sprüche in die Turksprachen abgehalten. Die balkarische Übersetzerin Marziyat berichtete über dieses Seminar:
"Einmal hörte ich einen Vortrag über die Liebe von Pater Alexander Men, der sagte, dass die Welt nicht völlig unvorbereitet war, als Christus kam, sondern dass die Geschichte der Menschheit, die im Alten Testament überliefert ist, die Menschen tatsächlich auf sein Kommen vorbereitet hatte. Die Weisheitsliteratur, insbesondere die Sprüche Salomos, waren Teil dieser Vorbereitung für das jüdische Volk. Aber was ist mit dem Rest der Menschheit? Das Seminar über die Sprüche bot uns eine anschauliche Antwort auf diese Frage. Alle Übersetzungsteams kamen mit gesammelten Sprichwörtern und Redensarten aus unseren eigenen Völkern zum Seminar, die mit Salomos Sprüchen übereinstimmen. Unsere Erkenntnisse untereinander auszutauschen, war eine erstaunliche Erfahrung. Jemand begann ein Sprichwort seines Volkes zu zitieren, und eine Person aus einer anderen Gruppe griff es auf und ergänzte es! Es stellte sich heraus, dass so vieles von dem, was wir in den biblischen Sprichwörtern finden, bereits in unserer Volksweisheit enthalten ist. Das hatten wir nicht erwartet!"
Ich fragte Marziyat, ob es im biblischen Text irgendetwas grundlegend anderes gebe, das in der Volksweisheit der Balkaren nicht zu finden sei.
"Wir kamen zum Schluss, dass das Leben und Denken des jüdischen Volkes der Weltanschauung der Turkvölker sehr ähnlich ist. In den Sprüchen zum Beispiel wird der Mensch als Teil einer Gemeinschaft betrachtet. Wichtig sind das Heim, die Familie und letztlich das Volk. Es handelt sich nicht um eine Philosophie des Individualismus. Bei den Turkvölkern ist es genau dasselbe. In all unseren Sprichwörtern heisst es, dass man zugrunde geht, wenn man sich von seinem Volk und seiner Familie trennt. Der geistige Raum, den wir in der Bibel finden, ist der Welt der Turkvölker sehr nahe. Das war für uns überraschend, denn die Bibel ist das Buch eines besonderen Volkes, durch das Gott an die Tür der gesamten Menschheit klopft. Die Juden sind sein auserwähltes Volk, und so ist es umso erstaunlicher, dass ihr System geistiger und spiritueller Koordinaten so gut zu anderen passt. Millionen von Menschen können dieses Koordinatensystem verstehen und akzeptieren, weil wir auf einer tiefen Ebene mit ihm vertraut sind.
In der russischen Sprache sind die Sprichwörter Salomos längst zu gebräuchlichen Redensarten geworden. Sie leben in der Sprache, und viele Menschen zitieren sie, ohne zu ahnen, dass sie damit die Bibel zitieren. Unsere Aufgabe bei diesem Seminar bestand nicht nur darin, den Sinn zu übersetzen, sondern auch die Eigenschaften der ursprünglichen Sprichwortformen zu übersetzen: Wir wollten den biblischen Text nicht verflachen oder vereinfachen, sondern versuchen, seine Poesie und Musikalität zu erhalten. Wir strebten an, biblische Aphorismen so zu übersetzen, dass sie leicht auszusprechen sind und gleichzeitig ihren inneren Rhythmus beibehalten. Nur dann besteht die Chance, dass diese Übersetzung oder zumindest ein Teil davon von unserem Volk angenommen und verwendet wird."
Ich habe Marziyat dann gefragt, ob diese neue Perspektive auf die Sprüche dem balkarischen Projekt etwas bringt, da das Buch der Sprüche schon vor Jahren in ihre Sprache übersetzt wurde. Was denkt sie über diese alte Übersetzung im Lichte der neuen Erkenntnisse, die sie im Seminar gewonnen hat? Plant das balkarische Team, das Buch neu zu übersetzen oder die bestehende Übersetzung irgendwie zu überarbeiten?
"Das Buch der Sprüche wurde von unserem ersten Bibelübersetzer, Ibrahim Geljastanow, ins Balkarische übersetzt. Dieser Mann hat mich stark beeindruckt. Er kannte unsere Muttersprache sehr gut und glaubte wirklich an die von ihm übersetzten Schriften. In meinen 60 Jahren auf der Erde war Ibrahim der einzige Mensch, der mich bei der ersten Begegnung mit ihm um Worte verlegen machte. Ich habe sogar das Mittagessen vergessen an diesem Tag! Er war der erste Balkare, der an Christus glaubte. Bei seiner Übersetzung der Heiligen Schrift bemühte sich Ibrahim, die Bedeutung sehr genau wiederzugeben ... aber manchmal war er weit davon entfernt, die innere Musik des Textes zu vermitteln. Wir haben dies in unserem Team besprochen und werden versuchen, formale Änderungen in der Übersetzung vorzunehmen, wobei wir die meisten Wörter beibehalten, die er für geeignet hielt, bestimmte Konzepte auszudrücken."
Bedeutet ihr neuer Ansatz also, so fragte ich mich laut, dass sie sich um der poetischen Schönheit willen frei fühlen, einige der biblischen Verse, denen sie ähneln, durch Sprichwörter aus dem Volk der Balkaren zu ersetzen?
„Auch das haben wir besprochen“, antwortete Marziyat schnell. "Das ist ein sehr heikler Punkt. Wir werden auf keinen Fall unsere Bibelübersetzung gefährden, indem wir sie zu sehr an die Sprichwörter des Volkes anpassen. Wir sollten nicht mit ‚Balkarischen Sprichwörtern von Salomo‘, ‚Kirgisischen Sprichwörtern von Salomo‘ usw. enden. Wir können die von unseren Völkern im Laufe der Jahrhunderte entwickelte Folklore sorgfältig nutzen und gleichzeitig dem biblischen Text treu bleiben. Es ist wie ein Balanceakt auf einem sehr dünnen Seil zwischen zwei Extremen."
Marziyats Worte könnten so verstanden werden, dass die im Buch der Sprüche gesammelten Weisheiten bereits mehr oder weniger in der balkarischen Folklore (und vielleicht in der Folklore aller Turksprachen) vorhanden sind. Nach dieser Sichtweise lehrt das Buch der Sprüche nicht wirklich etwas Neues, sondern erfreut lediglich das Herz mit einer schönen Übereinstimmung zwischen dem Einheimischen und dem Biblischen und gibt einem das Gefühl, dass die hebräischen Schriften den eigenen kulturellen Traditionen nahe sind. Diese Sicht wurde von einer anderen Seminarteilnehmerin, einer altaischen Übersetzerin namens Synaru, geklärt, die die folgende wichtige Unterscheidung machte:
"Ich würde nicht sagen, dass die weisen Sprüche des Altai-Volkes wörtlich mit den Sprüchen der Heiligen Schrift übereinstimmen. Die biblischen Sprüche verweisen direkt auf Gott als die Quelle der Weisheit, und darin unterscheiden sie sich von den volkstümlichen Sprichwörtern. Dank der biblischen Sprüche können wir verstehen, an wen wir uns wenden müssen, um wirklich weise zu werden.

Es ist unsere Aufgabe als Übersetzer, die biblischen Sprüche in unserer eigenen Kultur natürlich klingen zu lassen. Das vergangene Seminar hat uns das nötige Rüstzeug dafür gegeben. Eine unserer Übungen bestand darin, Sprichwörter aus den Sprüchen zu finden, die mit denselben Verfahren, die wir in unseren volkstümlichen mündlichen Textgattungen brauchen, in unsere Muttersprache übersetzt werden können. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass sich für die altaische Sprache die Gattungen ‚Lehrreiche Sprüche‘ (ukaa sostör) und ‚Sprichwörtliche Rede‘ (kep sostör) am besten zur Übersetzung der Sprüche eignen. Beide haben eine gereimte Form und bedienen sich verschiedener poetischer Mittel. Wir werden diese literarischen Formen des Altai verwenden, um das bereits übersetzte Buch der Sprüche zu überarbeiten. Da es sich bei der Bibel um das Wort Gottes handelt, müssen wir in unserer Übersetzung die Bedeutungen und Wörter hinzufügen, die in unserer Folklore nicht vorkommen.
Hier ist ein kleines Beispiel. Es gibt ein altaisches Sprichwort, das lautet: ‚Mit weissen (reinen) Gedanken ist man gesegnet, mit schwarzen Gedanken ist man verflucht.‘ Wir haben dies mit Sprüche 3,33 verglichen: ‚Der Fluch des Herrn lastet auf dem Haus des Gottlosen, doch die Wohnung des Rechtschaffenen segnet er.‘ (NGÜ).
Bei der Wiedergabe dieses Verses haben wir uns an die Verfahren des Rhythmus, des Reims, der Alliteration, der Assonanz und der Wortwiederholung gehalten, die für die Sprichwörter der Altaier charakteristisch sind, und diese Verfahren, wo immer möglich, auf unsere Übersetzung von Spr. 3,33 angewendet. Alle diese poetischen Mittel sind notwendig, damit sich jemand diese Sprüche leichter merken kann. Wenn wir die altaischen Leser und Leserinnen dazu anregen wollen, sich im Leben von der biblischen Weisheit leiten zu lassen, sollten wir die Übersetzung dieser Sprüche kurz, klar und rhythmisch gestalten. Dann werden sie in die Herzen der Lesenden gelangen. Sonst wird man sie sich nicht merken können."
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