Die neue akademische Ausgabe des Instituts für Bibelübersetzung IBT mit dem Vermerk des Instituts für Sprachwissenschaft der Akademie der Wissenschaften erschien in einer der Sprachen der Vielvölkerregion Dagestan. Mit dieser Ausgabe schloss das IBT den über 40-jährigen Übersetzungsprozess am Neuen Testament in lesgischer Sprache ab. An den Vorarbeiten dieser Übersetzung beteiligten sich in verschiedenen Etappen talentierte lesgische Dichter und Schriftsteller, erfahrene Theologen und Bibelwissenschafter, hochklassige Spezialisten für die lesgische Sprache, wie etwa Dr. Bukar Bekirovitsch Talibov, Dr. Michail Jegorovitsch Aleksejev, Dr. Marianna Beerle-Moor u.a.
Die vorliegende Ausgabe stellt die erste Übersetzung des Neuen Testaments in der modernen lesgischen Sprache dar. Das Lesgische gehört zur sog. ibero-kaukasischen Sprachfamilie im Nordostkaukasus. Allerdings hatten schon die christlichen Vorfahren der Lesgier, die Agvanen (oder Kaukasusalbaner) im 7.-9. Jahrhundert eine Übersetzung der Evangelien. Für die Gestaltung der vorliegenden Ausgabe wurden ausgewählte Faksimile-Abbildungen der in Fragmenten erhaltenen alten Handschriften (Palimpseste) dieser Übersetzung verwendet.
In der Russischen Föderation zählt man mehr als 400.000 Angehörige des lesgischen Volksstammes, die kompakt siedeln in Südost-Dagestan. Die Übersetzung basiert auf der Sprachvariante dieses Siedlungsraums. Allerdings leben auch etwa 350.000 Lesgier in an Russland angrenzenden Teilen von Aserbaidschan und sprechen ihren eigenen Dialekt. Damit das Neue Testament auch in dieser Region gelesen werden kann, wurde der Text mit Anmerkungen in Fußnoten versehen.
Eine weitere Besonderheit dieses Buches sind Einschübe in poetischem Stil. Diese Stellen wie etwa das Unser Vater (Mt 6:9-13), das Ave Maria (Lk 1:26-56), das Benedictus (Lobgesang des Zacharias )(Lk 1:68-79) u.a. sind hervorgehoben durch Einrückung und Kursive.
Die Übersetzung ist zudem mit einem ziemlich umfänglichen wissenschaftlichen Apparat im Anhang des Buches versehen. Er umfasst: Glossare der biblischen Termini, Tabellen zur den alten Maßen und Gewichten im Vergleich zu den modernen, eine Liste von textkritischen Varianten, eine Liste der Volllautungen und der Abkürzungen der Benennungen der Bücher des AT und des NT, Karten von Palästina und dem biblischen Orient zur Zeit des Neuen Testaments.
Bereits früher beim IBT erschiene Ausgaben in lesgischer Sprache: Ausschnitte aus dem Matthäus-Evangeliums (1990), das Markus-Evangelium (1996), das Lukas-Evangelium / Apostelgeschichte (2004), die Kinderbibel (2009), die Bücher Ruth, Esther und Jona (2010), das Tetraevangelium (2014). Die Ausgabe des Neuen Testaments (2018) kann man schon jetzt kennenlernen auf der Website des IBT. Mit der Veröffentlichung des Neuen Testaments ist aber die Übersetzungsarbeit des lesgischen Projekt noch nicht abgeschlossen - bereits läuft die Arbeit an den Büchern des Alten Testaments.