Etwa 10% der Einwohner der Kabardino-Balkarischen Republik in Südrussland gehören zum Volk der Balkaren, dessen geschichtliche Herkunft unklar ist. Balkaren und Kabardiner sind Muslime, aber ethnisch sind sie nicht verwandt. Sogar ihre Sprachfamilien sind unterschiedlich. Die Balkaren sprechen eine Turksprache, während die kabardinische Sprache zu der circassischen Sprachfamilie gehört. Die Balkaren leben seit dem 13. Jahrhundert in ihrem heutigen Siedlungsgebiet, während die Kabardiner erst 300 Jahre später von der Schwarzmeerküste eingewandert sind. 1944 beschuldigte die Sowjetregierung die Balkaren des Verrats und der Unfähigkeit, den deutschen Nazitruppen zu widerstehen. Auf Stalins Befehl hin wurde die gesamte balkarische Bevölkerung (37‘713 Personen, wovon 52% Kinder) ausnahmslos aus ihrer Heimat in die kaukasischen Berge, hauptsächlich nach Zentralasien, deportiert. Kabardino-Balkarien wurde in Kabardinische Republik umbenannt. Nach Stalins Tod wurde es den Balkaren erlaubt heimzukehren, und der Name ihrer Republik wurde wieder hergestellt. Die volle Rehabilitation der Balkaren fand jedoch erst unter Gorbatschow statt.
Alim wurde 1950 geboren. Er ist also ein Kind der balkarischen Deportation. Seine Familie lebte in Kirgistan. Dort kam er in Berührung mit Marihuana. Cannabis wächst auf natürliche Weise in dieser Gegend, und auf dem lokalen Markt ist es frei erhältlich. Als den Balkaren die Rückkehr in ihre Heimat erlaubt wurde, verliess sein Vater die grosse Familie, um in den Minen Geld für sie zu verdienen. Alim vermisste die Liebe und die Autorität seines Vaters und wurde drogenabhängig. Es ging schnell bergab. Diebstahl und Alkoholismus kamen zu seiner Drogenabhängigkeit, und eine Gefängnisstrafe folgte der anderen. Zwischendurch heiratete er und wurde Vater mehrerer Kinder. Sein Familienleben wurde jedoch durch einen weiteren Gefängnisaufenthalt ruiniert, und seine Frau verliess den Ort, um bei ihrer Schwester zu wohnen. Weder Alim noch irgendein Verwandter glaubten daran, dass dieses Leben noch zu retten wäre. Alles, was nun folgte, gleicht der Geschichte vom verlorenen Sohn. Alims Rettung aus dem Abgrund von Sünde und Verzweiflung, seine darauf folgende Versöhnung mit seiner Familie und seine totale Wiederherstellung fanden in mehreren Etappen statt. Der allererste Hoffnungsschimmer leuchtete auf, als er im Gefängnis in den frühen 1990er Jahren von einem anderen Balkaren besucht wurde. Es war einer der wenigen balkarischen Christen, der ihn da durch Gottes Führung in seiner Muttersprache a
Ein anderer Held in dieser Geschichte, Machti, hat einen ganz anderen persönlichen Hintergrund. Die Gemeinsamkeit dieser beiden Männer ist, dass beide zu den wenigen balkarischen Christen gehören und Pastoren sind. Alim schlug vor, Machti als möglichen Übersetzer zu prüfen. Nachdem dieser seine erste Übersetzungsprobe (das Buch Daniel) fertiggestellt hatte, brachte Alim ihn im Februar 2017 zum IBT-Einführungsseminar nach Moskau und stellte ihn mit folgenden Worten vor: „Es war unser unermessliches Glück, eine so wertvolle Perle im Kaukasus zu finden.“ Tatsächlich ist Machti ein vielversprechender Wissenschaftler mit guten Kenntnissen des NT-Griechisch, der vom Wunsch erfüllt ist, dem Herrn in seinem Heimatland zu dienen. Als einheimischer Balkare ist er ein perfekter Kandidat als muttersprachlicher Übersetzer. Darüber hinaus lernt er beständig dazu. Seine theologische Ausbildung, sein Hintergrund an biblischem Wissen und seine Kenntnis des Griechischen machten sofort klar, dass er das Rüstzeug zum unabhängigen Übersetzer mitbringt, der ohne die Hilfe eines Exegeseberaters auskommt, oder dass er selber für andere Übersetzer im Balkarenprojekt oder sogar in anderen zukünftigen Kaukasusprojekten Exegeseberater werden könnte.
Machtis erste höhere Ausbildung fand am Moskauer Institut für Physik und Technologie statt, der Topuniversität in Russland und der früheren Sowjetunion auf dem Gebiet der Physik. Nach dem Studienabschluss hatte Machti erstklassige Aussichten auf beruflichen Erfolg in Moskau. Doch Gott hatte einen anderen Plan für ihn. Mit 17 hatte Machti eine persönliche Begegnung mit Christus. Er beschreibt den Einfluss seiner Bekehrung auf sein Leben folgendermassen:
„In den darauf folgenden 1 ½ Jahren veränderten sich meine Werte vollständig. Den wahren Lebenssinn fand ich darin, Gott und den Menschen zu dienen. Ich kann es nur eine neue Geburt nennen. Vom Beginn meines geistlichen Lebens an betete ich darum, meine balkarischen Volksgenossen mit dem Evangelium erreichen zu können, und dafür gab ich alle meine Zukunftsaussichten in Moskau auf und kehrte in meine Heimat zurück. In dieser Zeit begann ich auch, an eine Bibelübersetzung auf Balkarisch zu denken. Bis vor kurzem blieb dies aber blosses Interesse, und ich konnte keine Möglichkeit sehen, dieses auch in die Tat umzusetzen. Erst als ich das Institut für Bibelübersetzung in Moskau kennen lernte, bekam ich es wirklich mit der Bibelübersetzung zu tun.“
Machti erwarb einen Master in Religion am Adventistischen Theologischen Seminar in Zaoksky. Gegenwärtig studiert er via Fernkurs an der Andrews University (USA), um einen akademischen Abschluss im Predigtdienst zu erlangen. Die Kirche, der er vorsteht, hat 83 Mitglieder und ist aktiv im Sozialen und in der Evangelisation. In der adventistischen Kirche des Nordkaukasus hat er eine Führungsrolle inne und ist für Ausbildung, globale Mission und den christlich-islamischen Dialog verantwortlich. Er hat drei Kinder, das jüngste ist 8 Monate alt.
In der Zwischenzeit setzt sich Machti weiterhin für das balkarische Übersetzungsprojekt des IBT ein und arbeitet am 4. Buch Mose. Er sagt: “Mein brennender Wunsch ist, meinen Landsleuten das Wort Gottes in unserer Muttersprache zu bringen. Ich möchte an diesem Übersetzungsprojekt der ganzen Bibel in die balkarische Sprache bis zu ihrer Veröffentlichung teilhaben. Ich gebe mein Bestes, um täglich an der Übersetzung zu arbeiten und meine Kenntnisse in den biblischen Sprachen zu vervollkommnen. Die Möglichkeit, am Jerusalemer Zentrum für Bibelübersetzer studieren zu können, ist für mich eine wichtige Hilfe, um meinem Volk Gottes Wort so zuverlässig wie möglich zu vermitteln und die vollständige balkarische Bibel ihrer Vollendung zuzuführen.“
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