Vor kurzem hat das IBÜ die vier Evangelien auf Lesgisch herausgegeben. Mehr als 400‘000 Menschen in der Russischen Föderation sprechen lesgisch, wovon die meisten im südlichen Dagestan, nahe der aserbaidschanischen Grenze leben. Weitere 350‘000 Lesgier leben in Aserbaidschan, in der Türkei, in Turkmenistan, in Kasachstan und in Kirgisistan.
Die Vorfahren des lesgischen Volkes lebten in einer Konföderation von ostkaukasischen Stämmen, die das antike Königreich Albania bildeten. Ihre Sprachen waren untereinander nahe verwandt, und sie teilten den christlichen Glauben mit ihren georgischen und armenischen Nachbarn. Diese Stämme hatten ihr eigenes Schriftsystem, und sie besassen die Bibel in ihrer Sprache. Das kaukasische Albania wurde im 7. Jahrhundert von den Arabern erobert, und so begann sich der Islam unter den lesgischen Stämmen auszubreiten.
Ein Manuskript aus dem 5. Jahrhundert ist kürzlich entziffert worden. Es enthält Abschnitte aus der Bibel in altem Udisch, einer der lesgischen Sprachen. Wenn wir die Bibel in die heutige lesgische Sprache übersetzen, so beruht diese Arbeit teilweise auf der früheren Tradition der Bibelübersetzung bei den lesgischen Stämmen. Diese Tatsache verleiht unserem Übersetzungsprojekt eine besondere Tiefe und zieht auch die Aufmerksamkeit Aussenstehender auf sich. Darum zieren Aufnahmen des antiken kaukasisch-albanischen Manuskripts die neue IBÜ-Ausgabe der vier Evangelien.
Die Arbeit an einer modernen lesgischen Bibelübersetzung geht seit den frühen 1990er Jahren auf beiden Seiten der dagestanisch-aserbaidschanischen Grenze voran. Vor der Veröffentlichung der vier Evangelien hat das IBÜ folgende Schriften publiziert: Teile des Matthäusevangeliums (1990), das Markusevangelium (1996), das Lukasevangelium und die Apostelgeschichte (2004), die Kinderbibel (2009) und aus dem Alten Testament Ruth/Esther/Jona (2010). Die Arbeit am Alten wie am Neuen Testament geht weiter.