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Rundbrief, Sommer 2010

 Die Bibel gut zu übersetzen, ist kein einfacher Prozess. Von jedem übersetzten Text werden wenigstens vier aufeinander folgende Entwürfe gemacht, wobei in jedem Stadium verschiedene Überprüfungen vorgenommen werden: exegetische Überprüfung, internes Nachprüfen, sprachwissenschaftliches Redigieren, Tests mit Einheimischen, Durchlesen mit dem sprachwissenschaftlichen Berater, externes Überprüfen usw. Aber selbst wenn die Übersetzung beendet, das Buch veröffentlicht und in der entsprechenden Sprachregion angekommen ist, muss es doch irgendwie zu den Lesern kommen, und auch das ist keine einfache Aufgabe...

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Rundbrief, Frühling 2019

Um die Mitte des letzten Jahrtausends vor Christus schlossen sich im östlichen Transkaukasus (auf dem Gebiet des heutigen Aserbaidschan) 26 Stämme zu einem Bündnis zusammen. Sie bildeten das polyethnische Königreich Kaukasisch-Albanien, das im 4. Jahrhundert nach Christus das Christentum als Staatsreligion annahm. Teile der Bibel wurden in die kaukasisch-albanische Sprache übersetzt, die zur lesginischen Sprachfamilie gehörte. Diese Übersetzung ging jedoch während des Mittelalters verloren. Teile davon wurden in der jüngsten Vergangenheit wieder entdeckt. Zwischen dem 12. und dem 17. Jahrhundert kam der Islam in der Gegend an die Herrschaft, und so sind die lesginischen Völker heute mehrheitlich Muslime. Sie praktizieren einen volkstümlichen Islam, es sind aber auch Spuren der christlichen Vergangenheit erkennbar, und in den Volksbräuchen kann man noch Spuren des alten Heidentums finden.

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Rundbrief, Winter 2017-2018

Was braucht es, um ein Bibelübersetzer zu werden? Bei einer sehr kleinen ethnischen Gruppe mit einer vom Aussterben bedrohten Sprache genügt es manchmal, dass jemand seine Muttersprache gut kennt, auch wenn es bloss die gesprochene Form ist. Bei grösseren Sprachgruppen mit einer gut entwickelten Schriftsprache sind die IBT-Übersetzer meistens Fachleute auf dem Gebiet der Sprachwissenschaft oder der Literatur. Das ist die Situation im darginischen Projekt des IBT. Gegenwärtig besteht dieses Team aus zwei Übersetzern und einem Anwärter, einem dritten möglichen Übersetzer. Alle sind sie Spezialisten ihrer Sprache. Aber berufliches Interesse an der Sprache allein führt jemanden mit einer anderen religiösen Tradition noch nicht in ein Bibelübersetzungsprojekt. Was motiviert sie dann, diesen Pfad einzuschlagen?

newsletter-010918

Rundbrief, Herbst 2018

Russland ist gross, und der Zeitunterschied zwischen Moskau und Jakutien (Republik Sacha) beträgt sechs Stunden. Am Ende einer Arbeitswoche mit dem Übersetzungsberater im Moskauer IBT-Büro befragte ich unsere Jakutisch-Übersetzerin Sargylana nach den neuesten Nachrichten ihre Übersetzung betreffend. Während dem Gespräch stellte sich heraus, dass sie jeden Morgen um 4 Uhr aufgestanden ist – in Jakutien war es 10 Uhr –, weil Sargylana sich nicht an die Moskauer Zeit gewöhnen wollte. Nach einem langen Arbeitstag und unvermeidlichen Haushaltsarbeiten am Abend ging sie der Moskauer Zeit entsprechend zu Bett. So ergab das für sie bloss fünf Stunden Schlaf. Aber das entspricht ihrer ausserordentlichen Hingabe, und der Versuch, sie zu mehr Sorgfalt im Umgang mit sich selber zu bewegen, schien nutzlos.

newsletter-010618

Rundbrief, Sommer 2018

Als Ulyana Mongusch von ihrer Arbeit erzählte, trug sie ein leuchtend gelbes Kleid im tuwinischen Stil. Es herrschte trostlos graues Moskauer Wetter. Daher konnte es mir beim Anblick solcher Schönheit nur besser gehen, und es stellte sich schnell heraus, dass die Kleiderwahl nicht zufällig war: „In Kysyl, der Hauptstadt von Tuwa, haben wir sehr heisse Sommer und sehr kalte Winter. Im Winter heizen wir Tag und Nacht unsere Öfen mit Kohle, weil die Zentralheizungen zu wenig Wärme abgeben. Die ganze Stadt ist mit schwarzem Smog erfüllt ist. Es wäre unvernünftig, etwas Weisses anzuziehen, denn bis zum Abend sind die Kleider schwarz vom Russ. Aber ich bin Lehrerin, und ich erachte es als meine Pflicht, meine Studentinnen und Studenten zu inspirieren. Darum ziehe ich im Winter trotz dem Russ etwas Helles an. So habe ich auch dir einen Sonnenstrahl gebracht...“

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Rundbrief, Frühling 2018

„Um die Wahrheit zu sagen: Ich bin kein professioneller ‚Literat‘. Aber eines Tages erwachte in mir ein tiefes Sehnen, das sich in eine brennende, mich umtreibende Frage verwandelte: Warum hat mein Volk kein eigenes Schriftsystem?“
So leitete Elisa (Wir geben ihm dieses biblische Pseudonym) seine Geschichte über die Anfänge seiner Mitarbeit in einem unserer Übersetzungsprojekte im Kaukasus ein. In unserem Gespräch erkannte ich Elisas grosse Hilfsbereitschaft, aber auch seine Abneigung zu sprechen. Seine Freundlichkeit kämpfte mit seiner festen Entschlossenheit, unerkannt zu bleiben. Erst nach meiner Zusicherung, dass sein Name nicht genannt würde, begann Elisa ungezwungen zu sprechen. Seine Worte waren eine von Herzen kommende Bestätigung für zwei bei kaukasischen Kulturen typische Eigenschaften: das grosse Verantwortungsgefühl und die Grosszügigkeit. Während dem halbstündigen Interview war ich die Fremde, die Elisas Hilfe brauchte, und er erwies sich als ein sehr wohlwollender Gastgeber, der mich in die besten Seiten seiner Kultur einführte...

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Rundbrief, Winter 2017-2018

...Weder Alim noch irgendein Verwandter glaubten daran, dass dieses Leben noch zu retten wäre. Alles, was nun folgte, gleicht der Geschichte vom verlorenen Sohn. Alims Rettung aus dem Abgrund von Sünde und Verzweiflung, seine darauf folgende Versöhnung mit seiner Familie und seine totale Wiederherstellung fanden in mehreren Etappen statt. Der allererste Hoffnungsschimmer leuchtete auf, als er im Gefängnis in den frühen 1990er Jahren von einem anderen Balkaren besucht wurde. Es war einer der wenigen balkarischen Christen, der ihn da durch Gottes Führung in seiner Muttersprache anredete...

newsletter-010917

Rundbrief, Herbst 2017

Galina, ein Mitglied vom chakassischen Bibelübesetzungs- und Audioaufnahmeteam des IBÜ, beginnt zu erzählen: „Früher hatten die Chakassen folgende Beerdigungsrituale: Der Leichnam des verstorbenen Familienmitglieds blieb zuhause, und seine Angehörigen holten einen Chaidzi (Sänger von Heldenballaden). Der Chaidzi begleitete seinen Gesang auf einem chakassischen Musikinstrument mit sieben Saiten, das Tschatchan genannt wird. Dieses Instrument ist der Stolz der Chakassen, weil wir das einzige asiatische Volk sind, das dieses Instrument durch die Zeiten hindurch zu bewahren verstanden hat. In früheren Zeiten war es in ganz Asien verbreitet.

newsletter-070617

Rundbrief Sommer 2017

„Wenn ein Gast ein kurdisches Haus betritt, sagt der Gastgeber gewöhnlich: ‚Du bist gekommen, um auf meinen Kopf zu treten‘.“ Das berichtete unser kurdischer Übersetzer im IBT-Büro in Moskau, als wir ihn nach kurdischen Traditionen beim Empfang von Gästen fragten. Zu sagen, wir seien schockiert gewesen, wäre noch eine Untertreibung! Auf Russisch bedeutet die gleiche Redensart, dass eine Person uns ärgert, dass ihr Verhalten uns aufs Äusserste nervt und dass ihr Tun uns schreckliche Probleme bereitet. Wir schauten einander fragend an: Was konnte er wohl meinen? Wollte er damit sagen, die Kurden hätten, anders als andere Völker des Mittleren Ostens, keine Tradition der Gastfreundschaft? Dass sie ihre Gäste zutiefst ablehnen? Aber alles regelte sich, als der Übersetzer diese seltsame Redensart erklärte: ‚Auf jemandes Kopf treten‘ zeigt auf Kurdisch die tiefe Demut des Gastgebers, der sich sozusagen zu Boden, ja, unter die Füsse seines Gastes wirft… Es war also genau das Gegenteil dessen, was wir vermutet hatten.

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Rundbrief Frühling 2017

Die Geburt des Evangeliums auf Tschuktschisch

„Das Lukasevangelium wurde ins Tschuktschische übersetzt. Das Übersetzungsteam umfasst Muttersprachler aus der Volksgruppe und auswärtige Experten. Ihr Ziel ist es, sicher zu stellen, dass die Übersetzung für den Leser klar und verständlich ist, und was noch wichtiger ist, dass die eigentliche Bedeutung, der Sinn und die Wirkung durch den Text vermittelt werden.“
 

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